Hardebek in Vergangenheit und Gegenwart

Von Jutta Felgendreher aus Brokstedt

Erschienen im Heimatkundlichen Jahrbuch für den Kreis Segeberg im Jahre 1981.

 

I. Einleitung:

Die Struktur des heutigen Siedlungsdorfes Hardebek hat sich im Laufe der letzten 4 Jahrhunderte mehrfach grundlegend gewandelt. Es gibt wohl kein weiteres Dorf in Schleswig-Holstein, das eine ähnliche geschichtliche Entwicklung aufweisen kann. Einem Betrachter, der dieses Dorf zum ersten Male besucht, fällt zunächst die merkwürdige Bauweise vieler Gebäude im Dorfkern auf. Diese Bauten stammen aus der Zeit um die Jahrhundertwende, als Hardebek königliches Remontedepot war und ähneln stark den preußischen Militärbauten der damaligen Zeit.

Als ich 1962 nach Hardebek versetzt wurde, verband ich mit dem Begriff Remontedepot keine Vorstellung. Dadurch wurde mein Interesse geweckt, zu erkunden, wie es dazu kam, dass das Dorf Hardebek Remontedepot wurde, welche Struktur Hardebek zuvor besaß und wie sich das spätere Gut Hardebek zu einem Siedlungsdorf entwickeln konnte.

 

II. Wandlung des Dorfes

1. Bauerndorf bis 1829

Es lässt sich heute nicht mehr feststellen, zu welchem Zeitpunkt in der heutigen Gemarkung Hardebek die erste Siedlung gestanden hat.

Doch verschiedene Funde aus der Jüngeren Steinzeit deuten darauf hin, dass diese Gegend schon in grauer Vorzeit besiedelt gewesen ist. Diese Fundstücke bestehen aus mehreren Steinbeilen, Keilen, Dolchen und Steinsplittern und werden in der Schule und im Landesmuseum in Schleswig aufbewahrt.

Bronzezeitliche Funde wurden nicht gemacht. Urgräber, die uns nähere Auskunft über die frühere Bevölkerung geben könnten, fehlen in der Hardebeker Flur.

Schriftliche Beweise dafür, dass die jetzige Gemarkung besiedelt war, reichen bis zum Jahre 1526 zurück. Den genauen Zeitpunkt, zu dem das eigentliche Dorf entstanden ist, hat man bis jetzt nicht ermitteln können. Da das Kirchspiel Bramstedt zu den „urholsatischen” Stammesgebieten gehört, ist anzunehmen, dass auch Hardebek von den Holsaten besiedelt wurde (1).Beweise dafür, dass es zuvor ein Wendendorf war, liegen nicht vor. In den ältesten Registern des Amtes Segeberg aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird das Dorf als „Thom Hartbeke” oder „thom Hartbeke” bezeichnet.

Merkwürdig ist, dass unter den ersten nachgewiesenen Bewohnern des Dorfes

„thom Hartbeke” ein Hufner gleichen Namens zu finden ist, Hans thom Hartbeke. Der Hardebek = Hirtenbach erscheint also als gemeinsame Namensquelle für den Ort und einen seiner Bewohner.

Aus dem Hardebeker Stellenverzeichnis von Dr. Hans Riediger (1956), das noch unvollständig ist und nur den Zeitraum von 1526 bis zum Ende des 17 Jahrhunderts umfasst (2), entnehme ich die Namen der Houener (Hufner) und Koetner (Kätner), soweit sie ab 1526 schon aufgeführt sind:

 

Hardebeker Houener

Hufe Nr. I:    Henneke Fischer

Hufe Nr. II:   Rathke Stoeker

Hufe Nr. III:  Hans Kruße

Hufe Nr. IV: Marquard Stein

Hufe Nr. V:  Hans thom Hartbeke Vagett

 

Hardebeker Koetener:

Kate Nr. I: Name des Kätners fehlt!

(1537: Hinrich Diek 1. nachgewiesener Kätner)

Kate Nr. II: Name des Kätners fehlt!

(1560: Jasper Verst 1. nachgewiesener Kätner)

Kate Nr. III: Hartich Elers

 

1526 sind laut Hardebeker Stellenverzeichnis keine Insten in „thom Hartbeke” nachgewiesen (2).

Etwa 100 Jahre später, in den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts, waren folgende Hufner‚ Kätner und Insten in der jetzigen Gemarkung Hardebek ansässig:

 

a) Houener:

Hufe Nr. I: Hans Mertens, Dingvogett

Hufe Nr. II: Hartich Stoeker

Hufe Nr. III: Ties Hartbeke

Hufe Nr. IV: Carsten Hartbeke

Hufe Nr. V: Thomas Hartbeke

 

b) Koetener:

Kate Nr. I: Jürgen Hartbeke

Kate Nr. II: Jasper Losen

Kate Nr. III: Marquard Stoecker

 

c)  besitzlose Insten oder Tagelöhner:

1)  Hans Folster

2)  Clawes Wichmann

3)  Hinrich Reymers

4)  Marx Wrage

5)  Marx Ferst

6)  Marx Böje

7)  Casten Hardebek, Kuhhirt zu Hardebeck

8)  Dethlew Timmermann

9)  Jasper Schlödel

10) Ties Harbeck, Kuhhirt zu Hardebeck

11) Gartz Belweken

12) Hans Hinrich Finner

 

Am Anfang des 17. Jahrhunderts und während des 30 jährigen Krieges war Hardebek ein Bauerdorf, in den 5 Hufner-, 3 Kätner- und 12 Instenfamilien lebten.

 

Die Houener hatten einen Besitz nötiger Größe, der ihren Familien voll den Lebensunterhalt sicherte. Die Größe der Hufe schwankte nach Bodengüte. Die Koetener verfügten über einen geringeren Besitz, der sie zwang, neben der eigenen Bodennutzung sich nach einer weiteren Erwerbsquelle als Handwerker oder als Arbeiter im Dienste eines Houeners umzusehen.

Die lnsten waren gezwungen, sich und ihre Familien durch Tagelöhnerarbeit bei einem Houener den Lebensunterhalt zu verdienen.

Sie wohnten in einer Kate, die einem Houener gehörte und besaßen außer dem sogenannten „Kohlgarten” kein weiteres Land.

Der Bauernvogt stand dem Dorfe vor (3). Er erhielt vom Kirchspielvogt seine Bestellung auf Lebenszeit, nachdem ihn die Eingesessenen aus drei vom Kirchspielvogt vorgeschlagenen Kandidaten gewählt hatten. Seine Funktion bestand darin, zu überwachen, dass die Befehle der Obrigkeit ausgeführt wurden.

Er leitete die Dorfversammlungen und Versteigerungen und übte die Polizeigewalt im Dorfe aus. Er war also der unterste öffentliche Diener, wofür er gewisse Vergünstigungen in Form von Naturaldiensten und einer kleinen Dorfkoppel genoss.

lm Stellenverzeichnis von Dr. Hans Riediger erscheint einmal ein Hans Mertens als Hufner und Dingvogt, der als Beauftragter einen größeren Bezirk verwaltete.

Die Aufstellung Dr. Hans Riedigers über „Die Bevölkerung des urholsatischen Kirchspiels Bramstedt” (1) gibt Aufschluss über das Erbrecht in Hardebek vom Beginn des 30jährigen Krieges bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts.

Die Männer und Frauen, die zwischen 1620 und 1713 nach Hardebek geheiratet haben, stammen zu 90% aus den umliegenden Dörfern im Kirchspiel Bramstedt. Was die Erbfolge zwischen 1627 und 1713 betrifft, bleibt folgendes zu berichten: Bei insgesamt 20 Besitzübergaben in jener Zeitspanne erfolgten nur drei durch Verkauf an Nichtblutsverwandte, die aus alteingesessenen Familien stammen. Die Hardebeker Bauernbevölkerung konnte als sesshaft bezeichnet werden.

Elfmal trat ein Sohn die Erbfolge an, viermal eine Tochter, einmal eine Schwester und einmal eine Witwe. Eine deutliche Zurücksetzung der weiblichen Erbfolge ist zu beobachten. Eine feste Regel, wer von den Söhnen den Besitz erbte, bestand nicht, doch lässt sich ein leichtes Überwiegen des Jüngsten- und Ältestenrechtes feststellen. Eine Teilung von Hufen war ungebräuchlich; die beim Erbgang benachteiligten Hufner Kinder neigten mehr dazu, lebenslang im elterlichen Hause unverheiratet mitzuarbeiten, als in den Kätner- oder Insten Stand abzusinken. Das Altenteil bestand überwiegend aus Naturalleistungen.

Aus dem Stellenverzeichnis Dr. Riedigers ist ersichtlich, dass zu Anfang des 17. Jahrhunderts die Sippe Hartbeke, Hardebeck oder Harbeck im Dorf Hardebek sehr zahlreich vertreten war, und zwar in allen drei Bevölkerungsschichten. Am Anfang des 19. Jahrhunderts waren jedoch nur noch zwei Familien Harbeck in Hardebek ansässig. Seit 120 Jahren wohnt keine Familie Harbeck mehr in dem Ort, in dem ihre Vorfahren mehr als 300 Jahre gelebt hatten.

Im Laufe eines Jahrhunderts hatte sich der Ortsname von „thom Hartbeke” zu Hardebeck gewandelt. Er veränderte sich nur noch unwesentlich, indem das ‚c’ ausgestoßen wurde. Schon im 17. Jahrhundert waren aus dem Familiennamen „thom Hartbeke” folgende Ableitungen entstanden: Hartbeke, Hardebek und Harbeck. Alle Abwandlungen wurden schließlich zu Harbeck verkürzt.

Die Bewohner Hardebeks blieben wie die meisten Geestbauern von der Leibeigenschaft verschont, sie waren freie Bauern, bis im 19. Jahrhundert die Hufen und Katen von einem Mann aufgekauft wurden.

Bis zur Verkoppelung im Jahre 1784 (1780-1784) haben die Hardebeker Bauern ihre Feldmark als Allmend oder gemeinsames Eigentum bewirtschaftet, das heißt, sie hatten ein Nutzungsrecht, welches sich beim Weiderecht auf eine bestimmte Stückzahl Vieh, beim Ackerrecht auf eine festgelegte Flächengröße bezog. Alljährlich wurden, besonders hinsichtlich des Ackerlandes, in einer gemeinsamen Sitzung unter Vorsitz des Bauernvogtes die Feldstreifen neu verteilt. In den Aufteilungs- und Einkoppelungsakten der Jahre 1773/1784 findet sich folgender Vermerk: „In Hardebeck sind die gesamten Dorfländereien, Wiesen und Gemeindeweide auf Antrag von 8 Dorfeingesessenen durch den beeidigten Landmesser Schullehrer Hans Warnholtz (aus Stellau) ausgemessen und unter Zuziehung von zwei Bonitierungsrnännern unter die Eingesessenen von Hardebeck aufgeteilt“ (4). Karte und Register wurden am 24.07.1784 der Amtsstube zu Segeberg eingereicht. Das Register ist nicht auffindbar, aber die sorgfältig gezeichnete Karte gibt Aufschluss über die Verkoppelung und die Aufteilung der Ländereien vor der Verkoppelung. Danach waren die Wiesen in Hardebek schon vorher aufgeteilt. Zur Aufteilung gebracht wurden ferner das damals bestehende größere Waldstück und die riesigen Heideflächen des Ortes. Bei der Aufteilung  hatten die Bonitierungsmänner die Ertragsfähigkeit der Flächen zu prüfen und danach Wertklassen aufzustellen. Das war notwendig, da es ja nicht nur auf die Größe der Flächen, sondern auch auf die Bodengüte ankam. Die Bodengüte schwankt in Hardebek sehr, da die Feldmark in geringer oder auch größerer Tiefe stark mit Ortstein durchsetzt ist, der in trockenen Sommern das Gedeihen von Getreide oder Gras stark beeinträchtigt. Gewisse Teile der Feldmark, nämlich die Bauernvogtskoppel, das Schulland und die Bullenwiesch blieben von der Aufteilung ausgeschlossen. Kirchenland gab es nicht in Hardebek, jedoch hatten die Hufner, Kätner und Insten unterschiedliche Abgaben an die Kirche zu leisten; diese bestanden zum größten Teil aus Naturallieferungen. Zum Schulland bleibt zu bemerken, dass man zu der Zeit nur die Winterschule kannte. Der Lehrer konnte das Schulland landwirtschaftlich nutzen und sein geringes Einkommen durch Arbeit bei einem Hufner etwas vermehren. Das Jagdrecht blieb der jeweiligen Obrigkeit vorbehalten, Wilddieberei wurde streng bestraft, jedoch war es schwierig, für Wildschaden Entschädigung zu erhalten.

Nach erfolgter Verkopplung des Landes begannen die Besitzer, ihre Ländereien durch Knicks und Wälle einzuzäunen. Sie hatten jetzt das Recht und die Möglichkeit, ihr Land ganz nach ihrem Gutdünken zu bewirtschaften. Für den Gemeindehirten erwies sich die Verkopplung als ungünstig, sein Amt wurde hinfällig. Ansonsten sind keine Unterlagen dafür vorhanden, dass die von der Regierung angeordnete Verkopplung wie in anderen Dörfern auf Schwierigkeiten stieß.

Das „Volkszählregister des Dorfes Hardebeck Kirchspiels Bramstedt zum Amte Segeberg gehörig vom 13. Februar l803” berichtet, dass in Hardebek 83 Einwohner lebten, davon waren 15 Kinder im schulpflichtigen Alter. Es wohnten da 18 Familien, nämlich 5 Hufner, 3 Achtelhufner, 1 Kätner, 2 Abschiedsleute (Altenteiler) und der Lehrer Hans Fölster (5).

In den „Beschreibungen des Amtes Segeberg in Statistischer, Kameralistischer Rücksicht” befindet sich folgender Bericht über die Hardebeker Bodenbeschaffenheit: „Hardebeck: Reiner Sand, nur zuweilen mit rötlichem Lehm gemischt, bey rothbrauner und schwärzlicher eisenhaltiger Erdunterlage bezeichnen auf dieser Feldmark einen unfruchtbaren Acker. Dagegen sind die Wiesen, wenn gleich verschieden doch im ganzen ziemlich gut und gewähren bedeutende Heidestrecken und Holzgründe den Eingesessenen einige Vorteile“ (3).

Aus der tabellarischen Übersicht von dem Areal der Dorffeldmarken in dem Kirchspiel Bramstedt nach den Erdbüchern ist folgendes zu entnehmen: Die Summe des „umbauten” und „unumbauten” Landes betrug 1602 Tonnen a 260 Quadrat Ruthen. Davon waren 1069 Tonnen Gemeinheiten, also Heideflächen und Holzgründe. 533 Tonnen waren umbautes Land, 185 Tonnen Wiesenland‚ 348 Tonnen Ackerland. Die Bevölkerungszahl betrug 102 im Jahre 1827. Der Landbesitz verteilte sich folgendermaßen: Vollhufner: 5, Achtelhufner: 3, Kate mit Land: 1, Kate ohne Land: 1. Auf den Seiten 116/119 dieser „Beschreibungen des Amtes Segeberg .... ” befinden sich mehrere Tabellen, in denen der Viehbestand und die Kornproduktion in den Jahren 1825/1828 aufgeschlüsselt ist (3):

Tabelle B: Angeblicher Viehbestand, resultierend aus den Angaben der Eingesessenen 1825:

Name

des

Dorfes

Steuer-

Areal

davon

Wiesen-

land

bleibt

Acker-

land

Milch-

kühe

Jung-

vieh

Pferde

Schafe

Schweine

Bienen-

stöcke

Hardebek

597

194

403

50

38

31

176

18

92

 

Tabelle A: Der wahre Viehbestand nach offizieller Zählung 1827/1828:

Name

des

Dorfes

Steuer-

Areal

davon

Wiesen-

land

bleibt

Acker-

land

Milch-

kühe

Jung-

vieh

Pferde

Schafe

Schweine

Bienen-

stöcke

Hardebek

597

194

403

69

46

37

301

9

184

Daraus ist ersichtlich, dass sich der Viehbestand in den dazwischenliegenden Jahren bis auf Schweine erheblich vergrößert hat oder die Angaben der Besitzer von 1825 nicht ganz der Wahrheit entsprachen.

Im Vergleich mit den übrigen Dörfern des Kirchspiels Bramstedt sind die Bienenzucht und die Schafzucht in Hardebek stark verbreitet, erklärlich durch die damaligen großen Heideflächen und auch die Auenwiesen. Auffallend ist die geringe Schweineanzahl.

Tabelle B: Angebliche Kornproduktion nach Angaben der Landbesitzer im Jahre 1825:

 

 

 

 

Roggen

Hafer

Buchweizen

Name

des Dorfes

Steuer-

Areal

davon

Wiesen-

land

bleibt

Acker-

land

Aussaat

Ernte

Aussaat

Ernte

Aussaat

Ernte

Hardebek

597

194

403

48

163

22

47

26

52

 

 

Tabelle A: Kornproduktion nach angestellter Untersuchung im Jahre 1827/ 1828:

 

 

 

 

Roggen

Hafer

Buchweizen

Name

des Dorfes

Steuer-

Areal

davon

Wiesen-

land

bleibt

Acker-

land

Aussaat

Ernte

Aussaat

Ernte

Aussaat

Ernte

Hardebek

597

194

403

67

267

27

109

30

118

Wenn man die Kornproduktion aus beiden Jahren vergleicht, ergibt sich, dass bei etwas umfangreicherer Aussaat der Ertrag sich stark gesteigert hatte, sich zum Teil sogar verdoppelte. Es ist aber durchaus möglich, dass die angegebenen Ernteerträge um 1825 bewusst heruntergesetzt waren.

 

Die Familienchronik von Hans Hinrich Harbeck (6) schildert, wie das bäuerliche Leben in Hardebek um 1800 etwa ausgesehen haben mag. Da die meisten Maschinen, wie Sä-, Mäh-, Dresch-, Buschhack- und Häckselmaschine zu dieser Zeit noch fehlten, musste der Bauer viel mehr Körperkraft anwenden, um seine tägliche Arbeit zu verrichten. Auch war die Hausarbeit der Bauersfrau viel umfangreicher, denn außer den normalen häuslichen Pflichten wie dem Kochen, Waschen, Reinemachen hatte die Bäuerin sich um das Verarbeiten von Milch, Flachs und Wolle zu kümmern, den Garten zu bestellen, das Vieh zu versorgen und auf dem Felde beim Einbringen der Ernte mitzuhelfen. In der gesamten Lebensführung war man sonst anspruchslos und versuchte, mit dem auszukommen‚ was man selbst auf dem Hofe produzierte. Heu- und Kornernte wurden im eigenen Betrieb als Viehfutter oder Brot Korn verbraucht. Der Verkauf von Vieh war wenig einträglich, da die Verkehrsverbindungen ungünstig waren; es gab keine Straße und keine Eisenbahn. Viehhändler sprachen gelegentlich vor, jedoch der weite Weg bis Hamburg drückte die Preise erheblich; Neumünster war um 1800 ein noch unbedeutender Ort. Im wöchentlichen Abstand reisten Händler mit Planwagen durch die Dörfer, um Butter aufzukaufen und Bestellungen an Kolonialwaren anzunehmen. Aus dem Erlös von Butter bestritt die Bauersfrau den Bedarf an Kaffee, Kandis‚ Gewürzen und irdenem Geschirr. Die Nahrung war zwar ausreichend, aber wenig abwechslungsreich; die Grundlage bildeten Kartoffeln, Milch, geräuchertes Fleisch und Buchweizen-Erzeugnisse. Das tägliche Frühstück bestand aus gebratenen Kartoffeln und Buchweizenklößen, dazu Milchsuppe mit Buchweizengrütze, das Abendbrot aus Buchweizengrütze in ungezuckerter Buttermilch und trockenem Schwarzbrot nach Belieben. Das Mittagsmahl setzte sich zusammen aus gesalzenem und geräuchertem Schweine- oder Rindfleisch, Kartoffeln oder Buchweizenklößen und Gemüse nach Jahreszeit oder Vorratsmenge. Sonntags gab es morgens und abends bestrichenes Schwarz- oder Weißbrot. Beliebte Speisen waren Schwarzsauer, Pfannkuchen mit Speck und „Speck in de Pann“. Das letztere Gericht bestand aus ausgebratenem Speck, der in der Pfanne auf den Tisch gestellt wurde, und in diese Pfanne tauchten alle Hausbewohner ihre Kartoffelstücke oder Kloßschnitten. Hin und wieder aß man auch Geflügel, Kalb-oder Hammelfleisch, frisches Obst oder Backobst waren besonders bei den Kindern sehr beliebte Zugaben. Obwohl Hardebek ziemlich abseits lag, litten die Heidebewohner mit ihren Familien wohl kaum unter ihrem eintönigen Leben. Die Kinder hatten als Spielkameraden ihre oft zahlreichen Geschwister, die Nachbarskinder, die kleineren Haustiere, und an Spielplätzen bestand kein Mangel. Man spielte: Jäger und Hund, Indianer und Soldat, Ballspiele, Marmelspiele; man bastelte Drachen, Wasser- und Windmühlen, Pfeifen aus Kälberrohr, Wasserspritzen und Knallbüchsen aus Holunder.

Auch für die Erwachsenen gab es einige Abwechslungen im Alltag. Zwar besaß Hardebek zu der Zeit noch kein Gasthaus, doch im benachbarten Hasenkrug feierte man das Kindervergnügen‚ das Ringreiterfest und das Erntefest. Für Abwechslung sorgten auch die jährlich zu Ostern stattfindenden Schulprüfungen durch den Bramstedter Pastor, die Jahrmärkte im Frühjahr und im Herbst in Bramstedt und sämtliche Familienfeiern; die letzteren wurden besonders glanzvoll gefeiert, Hochzeiten dauerten in der Regel mehrere Tage. An langen Winterabenden waren Kartenspiele sehr beliebt, wie Solo, Sechsundsechzig‚ Hahndreier, Brusbart, Swarten Peter oder Hartenlena. Dabei ging es manchmal hoch her, noch heute erzählt man sich die Geschichte von dem tapferen Schlachtermeister aus Bramstedt, obwohl diese Sage nicht besonders rühmenswert für die Hardebeker endete.

„Dat weer in de Tied, as Hardebek noch dat ole Dörp weer. Dor geef dat keen Weertshus, un wenn de Harbeker obens tosam keemen, denn hebbt se veel bi

Jürgen Harbeck seeten, de dor dicht an den Weg na Hasenkroog wohn‚ grad öber de Smeed. Dor vertellten se sick denn wat, un oft hebbt se ok Korten speelt. Dor weer denn nu den eenen Obend en Slachter ut Bramstedt. De harr en grote Geldkatt so um dat Lief bunnen, as dat dormals Mood weer. Se wullen em nu geern dat Geld afnemen bi’t Kortenspeelen. As he na Hus will, dor seggt se: „Blief man leber hier un speel wieder. An den Karkenstieg‚ dor spökelt dat!”

„Ick bün ni bang”, seggt he. Dor geit de een heemlich rut, treckt sik en Kohfell öber, so dat de Höörn öber sien Kopp staat, un verstickt sik an’n Karkenstieg.

As dee Slachter nu rankümmt, steit he dor steil an den Weg vör em up. Dor seggt de Slachter: „Go weg!” - He röört sik ni. - De Slachter seggt noch mal: „Go weg!”

He röört sik ni. Un een drüttes Mol: „Go weg!” He röört sik ni.

Dor seggt de Slachter: „Büst du de Dübel, denn bin ik Beelzebub”, nimmt sin Eken un haut em dormit öber’n Kopp, all wat he kann. Dor sackt de anner in Dutt, fallt ut dat Kohfell rut, rappelt sik werrer up un löppt weg, so flink as dat geit. Un de Slachter geit na de anner Sied wieder un kümmt good na Hus“ (6).

Über das Schulwesen des Kirchspiels Bad Bramstedt sind aus der Zeit vor der Reformation keine Urkunden zu finden. Die erste Notiz darüber, dass es in Hardebek einen Lehrer gab, stammt aus dem Jahre 1647 und ist in der Bramstedter Chronik (7) nachzulesen. Sie lautet: „Der arme Scholmester in Hardebeck (Zacharias) bekommt 3 Mark, den Erlös des Klingelbeutels.”

In der hiesigen die erst seit dem Jahre 1891 geführt wird, ist anfangs rückblickend vermerkt, dass ursprünglich die Schulgemeinde aus den Dörfern Hardebek‚ Hasenkrug, Armstedt und Brokstedt bestand und dass ihr Schulhaus in Hasenkrug stand. Wie erzählt wird, entstand nach einer Schlägerei unter den Schulkindern ein so erbitterter Hass, dass ein Junge an einem Baum erhängt aufgefunden wurde. Daraufhin beschlossen Armstedt und Brokstedt, sich selbst ein Schulhaus in ihren Dörfern zu bauen; die Kinder aus Hasenkrug und Hardebek besuchten weiterhin die Schule in Hasenkrug.

In den Visitationsakten der Propstei Segeberg aus den Jahren 1664 bis 1800 ist die Hardebeker Schule nicht erwähnt. Einige Jahre später heißt es dann unter dem 23. und 24. Juli 1811 in den Protokollen: „Hardebeck: Schullehrer Hans Fölster, seine Catechisation war ausgeschrieben, die Kinder konnten bloß lesen, schreiben und aufsagen, nur ein ganzer war Anfänger im Rechnen, Haus und Schulstube sind ziemlich“ (9).

Der Visitationsbericht über die Schule im Nachbarort lautet: „Hasenkrug: Schullehrer Joachim Gripp, Weber. Die Schulstube ist sehr geräumig und dient zur Weberei. Zum Wohnen ist eine kleine schlechte Kammer aptiert, jetzt wird die Schule darin gehalten. Die Kinder lesen fertig, schreiben, rechnen ziemlich, auch etwas aus dem Kopfe. An Feuerung erhält der Lehrer von jedem Bauern 2 Fuder, in allem 10 Fuder, womit er recht gut auszukommen versichert“ (9).

Abschließend heißt es dann in den Berichten: „Beide Dörfer Armstedt und Hardebek haben vor Zeiten ihre Kinder nach Hasenkrug zur Schule geschickt und das Schulhaus mit erbaut. Armstedt liegt eine viertel Meile von Hasenkrug, aber Hardebeck und Hasenkrug liegen ganz nahe beieinander und können füglich wieder vereinigt werden“ (9).

Bevor das Schulregulativ in Kraft trat, erhielten die Lehrer der Landschulen der Propstei Segeberg 1811 einen Fragebogen zur Beantwortung, damit der Generalsuperintendent sich über die Schulverhältnisse auf dem Lande informieren konnte.

Der Fragebogen, den der Hardebeker Lehrer Hans Fölster beantwortete, gibt diese Auskunft: (10)


Ist eine freie Wohnung nebst Garten und Kohlhof bei der Schule vorhanden?

Es ist eine freie Wohnung nebst Garten oder Kohlhof bei der Schule vorhanden.


Ist Schulland vorhanden? Wieviel und wieviel Kühe kann der Schullehrer darauf halten?

Schulland ist bei der Schule vorhanden: 8 Tonnensaat Gemeindefuttergründe und 1 Tonnensaat urbares Land, worauf das Schulhaus gebaut ist, darauf keine Kuh gehalten werden kann.


Wie groß ist die Anzahl der Schulinteressenten und wieviel von ihnen sind Hufner oder Landbesitzer, wieviel sind Kätner, Insten und kleine Leute?

Die Anzahl der Schulinteressenten ist 17, davon sind 5 Hufner, 3 Achtelhufner, 1 Kätner und 8 Insten.


Wieviel Kinder sind jetzt schulpflichtig?

Es sind jetzt schulpflichtig Kinder an der Zahl 26.


Wird im Sommer Schule gehalten oder nicht?

Sommerschule wird nicht gehalten.


Worin bestehen die Einkünfte des Schullehrers: 1) an Geld?, 2) an Korn?, 3) an Feuerung?, 4) an anderen Sachen?

Die Einkünfte des Lehrers bestehen in barem Gelde für pro Kind 1 Mark und 8 Schilling und zu Weihnachten 5 Mark und 15 Schilling und freie Feuerung: 12 Fuder Bült (Plagentorf).


Sind kleine Dörfer in der Nähe, die zu dem Schuldistrikt gelegt werden können? Welche?

Ein kleines Dorf Hasenkrug ebenfalls in der Nähe liegt.


Wer ist Patron der Schule? Und von wem ist der Schullehrer bestallt worden?

Von dem Kirchenprobst bi ich bestallt und ernannt worden.


An den Generalsuperintendenten

vom Schullehrer Hans Fölster

Hardebek

In den Akten des Generalsuperintendenten wird an anderer Stelle berichtet (10):


Name

des

Kirchspiels

Name

der

Schule

Wohnung

Land

für

2 Kühe

Schul-

interessen

Schul-

kinder

Einkünfte

Bramstedt

Hardebek

vorhanden

8 Tonnen

Weide,

1Tonne urbares

Land,

keine Kuh

17

5 Hufner

3 Achtel-hufner,

1 Käthner

8 Insten

26

Schulgeld

pro Kind

1 Mark und

8 Schilling

12 Fuder Bült (Plagentorf)

Weihnachten

5 Mark und

15 Schilling

 

 

Bramstedt

Hasenkrug

vorhanden

4 Tonnen

Land

(nicht urbar)

freie Weide für 2 Kühe

5 Vollhufner

1 Achtel-

hufner

4 Abschieds-

Leute

5 Insten

15

Antrittsgeld

1 Schilling

Schulgeld pro Kind

1 Mark,

Brot von den Hufnern, freie Feuerung

Daraufhin wurde an Hand des „Schulregulativs für die Fleckens- und Landschulen der Probstei Segeberg von 1830“ eine Abfindung der Schullehrer festgesetzt, die auch in den Akten des Generalsuperintendenten nachzulesen ist. Diese Abfindung lautet für Hardebek und Hasenkrug:

Name

des

Kirchspiels

Name

der

Schule

Wohnung

Dienstland

Brotkorn

Feuerung

Gehalt

Bramstedt

Hardebek

mit

Hasenkrug

Verbinden

Statt der beiden schlechten Schulhäuser ist ein gutes an einem bequemen Orte zu erbauen

Außer dem ausgelegten Heideland noch freie Gräsung und Futter für

2 Kühe nach §5 des Schulregulativs

3 Tonnen Roggen

3 Tonnen Buchweizen

20 Fuder Plagentorf

35 Reichs-banktaler

2. Gutsbezirk bis 1897

Wie man aus dem ersten Abschnitt meiner. Arbeit ersehen kann, haben die Hardebeker Bauern trotz des kargen Bodens und der nur mittelmäßigen Ernteerträge sich noch Anfang des 19. Jahrhunderts bemüht, möglichst autark zu leben Bargeld war knapp und musste zur Zahlung der Steuern verwendet werden. Jedoch während der napoleonischen Kriege brachen schwere Zeiten auch über Hardebek herein.

Da allein die Rüstungsausgaben im Dienste Napoleons die gesamten Einnahmen des dänischen Staates mehrfach überstiegen, sah sich die dänische Regierung gezwungen, immer mehr Papiergeld zu drucken, das laufend wertloser wurde, da nicht genügend Deckung vorhanden war. So kam es am 5. Januar 1813 zum Staatsbankrott; das Papiergeld wurde für ungültig erklärt. Als neue Währung wurde der Reichsbanktaler herausgegeben, der auch für Schleswig-Holstein galt. Da die dänische Regierung nicht genügend Edelmetalle als Deckung für das neue Papiergeld, den Reichsbanktaler, besaß zog man den Grund und Boden zur Sicherung heran.

Jedes ländliche und städtische Grundeigentum, auch in Schleswig-Holstein, wurde mit einer Grundschuld belegt, die 6% seines Wertes betrug. Diese Hypothek war entweder bar auszuzahlen oder mit 6,5% zu verzinsen. Durch diese schier unerträgliche Belastung sah sich mancher Bauer gezwungen, seinen Besitz zu verkaufen. Der Wert des Grundeigentums sank.

Diese Notlage nutzte im Jahre 1829 der Landwirt Friedrich Baumann, der aus dem Oldenburgischen stammte, und erwarb, begünstigt durch den Grafen Rantzau/Breitenburg‚ vier der fünf Hufen Hardebeks mit sämtlichen Zubehör äußerst preisgünstig für insgesamt 12000 Thaler Ct. (11). Der derzeit umlaufende

(Courant=) Thaler war 3 Courant Mark a 1,20 wert, also 3,60 Mark. So hat Friedrich Baumann die 4 Vollhufen für insgesamt 43 200 Mark erstanden. Doch der eigentliche Taxier Wert lag weit höher, das ist aus den „Justizsachen” ersichtlich. Friedrich Baumann hatte ihn 1831 selbst angegeben, als er um Genehmigung bat, 9 alte Gebäude abreißen zu lassen, um 8 neue wieder aufbauen zu dürfen.

Wert der 5 Vollhufen:

1. Hufe - 100 Tonnen - 80 Rbt. - 8000 Reichsbanktaler, Taxier Wert

2. Hufe - 104 Tonnen - 80 Rbt. - 8320 Rbt.

3. Hufe -   89 Tonnen - 80 Rbt. - 7120 Rbt.

4. Hufe - 107 Tonnen - 80 Rbt. - 8560 Rbt.

5. Hufe -   98 Tonnen - 80 Rbt. - 7840 Rbt.

Die 2. Hufe besaß Baumann 1831 noch nicht. So betrug der eigentliche Taxier Wert der 4 erworbenen Hufen 31520 Rbt., während Baumann sie für 12000 Rbt. kaufen konnte. Land wurde früher in Tonnen berechnet. Eine Tonne umfasste 260 Quadrat-Ruthen. Eine Ruthe war 16 Fuß lang, also etwa 4,5 m. Demnach fasste die Quadrat-Ruthe gut 20 qm. Das ergibt für die Tonne rund 5 200 qm. Also besaß Baumann nach Erwerb der 4 Hufen einen Landbesitz von 394 Tonnen = etwa 205 ha.

Aus den Justizsachen ist ferner ersichtlich, dass Friedrich Baumann in den Jahren 1831/1841 einen regen Briefwechsel mit der Königlichen Rentenkammer führte, in dem es um Zusammenlegung der 4 Hufen und um Ablegung von Kathenstellen ging. 1835 wurde ihm auferlegt, für die eingezogenen Hufen Nr. 3, 4,5 selbständige Katenstellen zu errichten mit genügend Land, um 2 Kühe darauf halten zu können. Baumann hingegen bat um Genehmigung, 220 Quadrat-Ruthen Land von den Hufen Nr. 4 und Nr. 5 zur Errichtung einer Katenstelle aus Mangel an Wohngelegenheiten für verheiratete Tagelöhner Familien „abzulegen”. 1838 wurden die Hufenstellen Nr. 1, 3, 4 und 5 zusammengelegt. Für die eingezogenen 3 Hufenstellen musste Baumann innerhalb von Jahresfrist 3 Katenstellen einrichten und jeder Katenstelle genügend Land geben, damit 2 Kühe darauf gehalten werden konnten. Er legte also aus den Hufenstellen Nr. 3, 4, 5 drei selbständige Katenstellen ab mit 4 Tonnen 236 Quadrat-Ruthen, 4 Tonnen 145 Quadrat-Ruthen‚ 7 Tonnen 288 Quadrat-Ruthen. Natürlich versuchte Friedrich Baumann auch, die letzte Hufe in seinen Besitz zu bringen. Jedoch der Hufner Jürgen Harbeck wehrte sich 7 Jahre lang dagegen, ehe er seine Hufe 1836 erheblich teurer als die anderen vier Hufner an Baumann verkaufte (11). Man erzählt sich noch heute im Dorf von dem tüchtigen Hufner Jürgen Harbeck, man weiß, wo sein Haus gestanden haben soll. Friedrich Baumann soll viele Schikanen als Kampfmittel angewandt haben, um Jürgen Harbeck zum Verkauf seiner Hufe zu bewegen. U. a. soll er einen großen Strohdiemen dicht an der Grenze zum Grundstück Harbecks haben aufschichten lassen, so dass Harbecks Wohnräume monatelang erheblich verdunkelt waren.

Nachdem Friedrich Baumann 1846 auch die letzte der 3 Achtelhufen gekauft hatte, waren alle Voll- und Achtelhufen, einschließlich der Heideländereien, in einer Hand. Baumann ließ alle alten, teils verfallenen Gebäude abreißen und erbaute am Westrand des Dorfes einen Hof, der aus einem Herrenhaus‚ 6 größeren Scheunen und mehreren kleinen Nebengebäuden bestand. Es wurden mehrere Insten angeheuert, die Tagelöhnerdienste verrichteten; selbständig blieben nur der Kätner und Schuhmacher Kasper Thieß und der „Höker” und Harkenmacher Kaspar Lüth. Aus dem Bauerndorf war ein Gutshof geworden.

Friedrich Baumann begann auch grundlegend die Hardebeker Feldmark zu verändern. Hans Hinrich Harbeck berichtet in seiner Familienchronik über die Pionierarbeit, die Friedrich Baumann auf der Hardebeker Feldmark geleistet hat. Als Friedrich Baumann nach Hardebek kam, äußerte er sich wie folgt über die Hardebeker Fluren: „Chaos von Wällen, Gräben, Porst, Moor, Sumpf nebst Holzgrund ohne schlagbare Bäume, vom Wasser in Menge durchschnitten, in weit ausgebreiteten, kulturlosen, dazugehörigen Heiden belegen, hemmten den Schritt bei jedem Zugang, viel mehr noch eine planmäßige Verteilung des so gemischten Areals“ (6).

Friedrich Baumann, dem man nachsagt, er wäre ein sehr fähiger Landwirt gewesen, ließ einen großen Teil des Holzgrundes und den „Porst” roden und begann große, brach liegende Heideflächen umzubrechen. Da die vorhandenen Pflüge dabei versagten, ließ er stärkere beschaffen. Jedoch die Schollen wurden zu breit, oftmals mehr als 45 cm, und kein bekanntes Ackergerät war in der Lage, sie zu zerkleinern. Daher ließ Friedrich Baumann den gepflügten Boden 2 Jahre ruhen, damit das Heidekraut vermoderte. Danach pflügte er das Land ein zweites Mal überquer und ließ die quadratischen Erdschollen durch von 4 Pferden gezogene Eggen zerkleinern. In der Zwischenzeit ließ er den Boden durch Anlegen von Gräben entwässern, er ließ Hügel abtragen, um tiefer gelegene Ackerflächen aufzufüllen. So konnte er im 4. Jahre zum ersten Male mit der Aussaat von Buchweizen beginnen. Der Ertrag war zufriedenstellend. Auch begann Baumann, die Hardebeker Au an einigen Stellen zu stauen und schaffte sich so Stauwiesen. Auf diese Weise erreichte er, den Ertrag an Heu von 300 Fuder auf 600 Fuder zu verdoppeln. Dadurch wurde es Friedrich Baumann ermöglicht, mehr Vieh zu halten. Es gelang ihm, die Anzahl der Schafe (120 Stück) und der Kühe (70 Stück) zur Zeit des Ankaufs auf 200 Kühe und 600 Schafe zu erhöhen. Durch seine Kultivierung hatte er sein Ackerland auf etwa 400 ha verdoppelt, er besaß daneben etwa 90 ha Wiesenland und 20 ha Wald. Von dem Gesamtareal von 1640 Tonnen oder etwa 850 ha blieb also noch ein beträchtlicher Rest brach liegen.

Das Gesicht der Hardebeker Gemarkung ist durch Friedrich Baumanns Tätigkeit erheblich verändert worden. Den charakteristischen Schmuck der Geestlandschaft, die Knicks, welche die Bauernkoppeln der alten Hufenstellen einsäumten, hat Friedrich Baumann weitgehend roden und einebnen lassen, um auf der Gemarkung große Schläge zu schaffen, die einem Gutsbetrieb angemessener waren. Nur im westlichen Teil der Feldmark sind einige Knicks erhalten geblieben.

l84l wurde sich der kombinierte Schuldistrikt der Dörfer Hardebek und Hasenkrug darüber einig, ein neues Schulgebäude in Hardebek an einer anderen Stelle als das alte Schulhaus stand, zu bauen. Die alte Schulkate wurde an den Kätner Heinrich Thies in Hardebek verkauft (11).

 

 

25 Jahre bewirtschaftete Friedrich Baumann den kombinierten Hardebeker Hof, ehe er seinen Besitz 1854 an den Baron von Maltzahn-Hertzberg für 92 000 Rbt. verkaufte. Der Baron von Maltzahn-Hertzberg erwirkte 1857 die Zusammenlegung der 1836 von Fr. Baumann aufgekauften Jürgen Harbeckschen Hufe mit seinem kombinierten Besitz; außerdem kaufte er zwei kleinere Stücke Landes von l—2 ha von den Hufnern Jürgen Fehrs und Max Freese aus Hasenkrug.“

Im Jahre 1860 wurde im Amte Segeberg eine Volkszählung durchgeführt. Aus dem Volkszählungsregister ist folgendes zu entnehmen: Hardebek besaß am 1. Februar 1860, dem Stichtag, 159 Einwohner, darunter 45 Schulkinder (12).

Der Hofbesitzer Baron von Maltzahn-Hertzberg wohnte nicht am Orte, er ließ den Hof durch den Gutsinspektor Eckermann verwalten. Zum Gutshaushalt gehörten ferner eine Wirtschafterin, eine Köchin, ein Stubenmädchen, fünf Meiereimädchen, ein Verwalter, ein Kutscher, ein Kuhhirte‚ ein Schäferknecht, ein Meiereiknecht, fünf Knechte. Außer 21 auf dem Hofe beschäftigten Landarbeiterfamilien wohnten in Hardebek nur noch der Lehrer Johannes Hansen, der Schuhmacher und Eigenkätner Kasper Thies, der Harkenmacher Kaspar Lüth und der Schmied Hans Runge. Doch der Baron von Maltzahn-Hertzberg konnte sich auf dem Hofe nicht halten, er verkaufte den Besitz nach etwa 10 Jahren an den mecklenburgischen Kammerherrn von Behr-Negendank.

Aus der ,,Gebäudesteuerveranlagung von 1867” ist ersichtlich, dass von Behr-Negendank einen Besitz von 1 460 Tonnenbesaß; zum ‚Hofe gehörten außer dem Herrenhaus 11 Wirtschaftsgebäude und 11 Instenwohnungen ohne Land. Im Dorfe befanden sich ferner 2 Katenstellen mit 1 Tonne, bzw. 60 Quadrat-Ruthen Land und das Schulhaus mit 6 Tonnen Land.

Von nun an wechselte der Hof seine Besitzer noch häufiger. Auf den Kammerherrn von Behr-Negendank folgte für kurze Zeit sein letzter Verwalter Winkelmann. Dieser verkaufte 1881 den Hof an einen wohlhabenden Hamburger Gemüsehändler Thormann. In dessen Händen blieb der Grundbesitz von 1881 bis 1888. In dieser Zeit versuchte er, den Betrieb auf Viehwirtschaft und Blumenzucht umzustellen; außerdem erbaute er auf seinem Hofe eine Meierei. Seine gesamten Erzeugnisse lieferte er nach Hamburg. Doch ihm war auf die Dauer kein Erfolg beschieden, mit dem Hof ging es immer mehr bergab. Es kam noch hinzu, dass eines Tages das Herrenhaus abbrannte. Ältere Hardebeker Einwohner berichteten mir, dass man Thormann bezichtigte, den Brand an seinem Hause selbst angelegt zu haben und seine besten Pferde verkauft zu haben. Er verschwand über Nacht und kehrte nie zurück. Vermutlich flüchtete er nach Amerika. Der Hof geriet in Konkurs.

1890, nach Erledigung des Konkurses, erwarb ihn der Mecklenburgische Oberforstmeister von Oertzen, der dafür sorgte, dass Hardebek 1894 Gutsbezirk wurde. Unter seiner Leitung schien es zunächst mit dem Hofe besser zu gehen, er sorgte auch gut für seine Landarbeiter. Allerdings bekamen sie kaum Bargeld, dafür aber reichlich Naturalien. Jedoch auch der Oberforstmeister von Oertzen konnte sich auf dem Hofe nicht lange halten, da der Hof zu stark verschuldet war.

Aus einer Abschrift des Kaufvertrages, der zwischen dem Oberforstmeister von Oertzen und der Königlichen Hofkammer in Berlin abgeschlossen wurde, ist ersichtlich, dass auf dem Hofe 3 Hypotheken von insgesamt 188 000 Mark lasteten (13).

Man erzählt im Dorfe, von Oertzen habe 1897 als Bürge die Ehrenschuld eines Freundes in Höhe von 30 000 Talern begleichen müssen. Diese Ehrenschuld und die Hypothekenlast zusammen konnte der Hof nicht tragen.

Frau von Oertzen jedoch, die Hofdame am Kaiserlichen Hof in Berlin gewesen war, gelang es, mit der Königlichen Hofkammer Kontakt aufzunehmen und bei ihr Interesse zu wecken, das Gut Hardebek anzukaufen. Aus dem Kaufvertrag ist ersichtlich, dass die Königliche Hofkammer das Gut am 1 Juli 1897 für 280 000 Mark erwarb. Die Hypotheken wurden vom Käufer übernommen und von der Kaufsumme abgezogen. Nach Abzug der Hypotheken blieben dem Oberforstmeister von Oertzen 92 000 Mark. Von diesem Geld musste er noch die Ehrenschuld seines Freundes begleichen, so dass ihm von dem gesamten Gut von 946,6300 ha fast nichts übrigblieb. In dem Kaufvertrag ist genau fixiert, was in dem Kauf eingeschlossen war. Der Hof wurde erworben mit sämtlichen Ländereien und Gebäuden, dem lebenden und toten Inventar, dem beweglichen und unbeweglichen Zubehör, den Ernteerträgen des laufenden Jahres und sämtlichen Vorräten. Ausgenommen von dem Verkauf waren nur das herrschaftliche Inventar, die Equipagen-und Kutschgeschirre. Ein bestehender Vertrag mit dem Schäfer Zierow aus Hasenkrug, der 250 Schafe gegen eine jährliche Vergütung von l 000 Mark auf den Heideflächen und näher bestimmten Stoppelfeldern weiden lassen durfte, wurde vom Käufer übernommen. Dasselbe galt auch für das Pachtverhältnis mit dem Schmiedemeister Poggensee. Der Käufer legte sich jedoch noch nicht fest, ob er ein bestehendes Pachtverhältnis mit der Schulgemeinde Hardebek von etwa 3 ha für 200 Mark jährlich übernehmen würde, der Entscheid darüber sollte erst bei der Übergabe getroffen werden.

Im Kaufvertrag wurde ferner festgelegt, dass der Verkäufer, Oberforstmeister von Oertzen, bis zur endgültigen Übernahme durch die Königliche Hofkammer auf dem Hofe blieb und die Bewirtschaftung fortsetzte, jedoch durfte er kein Geld aus dem Betrieb herausziehen und nichts verkaufen. Der Käufer erklärte sich bereit, alle Angestellten und alle bestehenden Versicherungen ab l. Juli 1897 zu übernehmen (13).

Dem „Reisebericht des Baurates Temor, betreffend die Besichtigung und Untersuchung der Baulichkeiten auf dem Gute Hardebek, Kreis Segeberg in Holstein” (14), entnehme ich die Aufzählung der Gebäude mit einigen verkürzten Bemerkungen über ihren baulichen Zustand;

1. Wohnhaus: Ziegelrohbau Pappdach, umgebaut aus der ehemaligen Meierei, nachdem das Wohnhaus 1888 abgebrannt war; baulicher Zustand: gut erhalten.

2. Gesindehaus: Ziegelrohbau mit Pappdach; brauchbarer Zustand.

3. Schweinestall: Ziegelrohbau mit Pappdach; brauchbarer Zustand.

4. Arbeitsschuppen: Fachwerk durch Bretter verkleidet mit Pappdach; brauchbarer Zustand.

5. Pferdestall: Ziegelrohbau mit Pappdach, 1895 gebaut, guter Zustand.

6. a) Sogenannte große Roggenscheune (Klingelscheune): Ziegelfachwerk mit Strohdach; mittelmäßiger Zustand, muß nach 3 Jahren erneuert werden.

b) Haferscheune: Ziegelfachwerk mit Strohdach; gut erhalten

c) Kleine Roggenscheune: Ziegelfachwerk mit Strohdach; erneuerungsbedürftiger Zustand.

7. Schafstall: Ziegelfachwerk mit Strohdach; mangelhafter Zustand.

8. Wagenschuppen: seitlich offener Holzbau mit Pappdach, brauchbarer Zustand.

9. Kuhstall: Fachwerk mit Strohdach; baufälliger Zustand.

10. Jungviehstall: Ziegelfachwerk mit Strohdach, brauchbarer Zustand.11. Wohnhaus des Schmiedes: Fachwerk mit Ziegelpfannendach; mangelhafter Zustand, reparaturbedürftig.12. Schmiede: Fachwerk mit Ziegelpfannendach; völlig baufällig.

13. sechs Arbeiterwohnhäuser, sogenannte Rauchhäuser für je zwei Familien: Ziegelfachwerk mit Strohdach; alle im mangelhaften bis baufälligen Zustand.

14. drei Zweifamilienhäuser: 2 Häuser davon in mit Ziegelpfannendach; brauchbarer Zustand, ein Haus im massiven Ziegelbau mit Ziegelpfannendach; brauchbarer Zustand.

15. Kleiner Gartenpavillon im Garten

16. Kohlenschuppen.

Nach Ansicht des Baurates Temor wären folgende Neubauten dringend notwendig:

1. Kuhstall für 100 Stück Vieh: 40 000 Mark

2. Zwei Vierfamilienhäuser zu je 12 000 Mark 24 000 Mark

3. Drei Ställe zu je 2 000 Mark 6 000 Mark

4. Reparaturen (dringend notwendig): 10 000 Mark

 

Es wäre also ein Baukapital von 80 000 Mark notwendig.

Ein Kuhstall wäre entbehrlich, wenn das Gut Remontedepot würde, weil die 40 Kühe, das Deputat-Vieh, im Jungviehstall untergebracht werden könnten.

Aus den Beschreibungen des Königlichen Baurates Goebel über die Häuser des Kätners und Schuhmachers Schroeder und des Kätners Lüthje in Hardebek entnehme ich, dass beide Häuser strohgedeckte, gut erhaltene Fachwerkbauten waren, für die jeweils der geforderte Kaufpreis von 4 300 Mark angemessen war.

Aus einer Abschrift des Pachtvertrages, die das Kriegsministerium am 2. März

1898 der Verwaltung des Königlichen Remontedepots in Hardebek zusandte‚ ist zu entnehmen, dass die Königliche Hofkammer am 1. Juli 1897 das Gut Hardebek kaufte. Am 12. November 1897 kam die Schrödersche Besitzung hinzu, Ende April 1898 die Lüthjesche Besitzung. Gleichzeitig wurde das Gut an die Militärverwaltung verpachtet, die darauf das einzige Remontedepot in Schleswig-Holstein errichtete; die beiden kleineren Besitzungen wurden jeweils nach Erwerb dem Pachtvertrag hinzugefügt. Als Pachtgeld war insgesamt die Summe von 9 500 Mark festgesetzt, die vierteljährlich im Voraus zu entrichten war; davon entfielen 220 Mark auf die Schroedersche Stelle und 172 auf die Lüthjesche Stelle (14).

 

3. Remontedepot ab 1897

Aus der „Topographie” von Oldekop, aus glaubwürdigen privaten Aufzeichnungen von Frau K. Graf, der Tochter eines langjährigen Hardebeker Lehrers, die zuletzt in Brokstedt lebte, und eines noch lebenden älteren Hardebeker Einwohners‚ Herrn J. Fock, habe ich folgendes über die Zeitspanne erfahren, in der Hardebek Remontedepot war (14), (15).

Nachdem die Militärverwaltung das Gut für 100 Jahre gepachtet hatte, begann eine völlige Umgestaltung des Gutsdorfes. Nach und nach ließ man die alten Rauchkaten, die baufälligen Ställe, die Schmiede und das Wohnhaus des Schmiedes abbrechen. Dafür wurden zunächst ein großer Remontestall für 200 Pferde, zwei Sechsfamilienhäuser für die Arbeiter, ein sogenanntes Beamtenhaus für den Roßarzt und den Inspektor erbaut. Eine Schmiede, ein weiteres Beamtenhaus und ein zweiter Remontestall für 80 Pferde entstanden etwas später.

Danach wurde ein Vorwerk etwa 3 km östlich von Hardebek angelegt. Dort errichtete man einen Remontestall für 80 Pferde, einen Schuppen als Unterstand für 60 Pferde und ein Arbeiterwohnhaus für 4 Familien. Dieses Vorwerk erhielt den Namen Flotthof. Im Dorfe selbst wurden zur gleichen Zeit mehrere Schuppen und Stallgebäude und ein Haus für Saisonarbeiter erbaut, ein weiterer Stall am Wiemersdorfer Weg schaffte Platz für 60 Remonten.

Der schlechte Landweg zur nächsten Bahnstation Brokstedt verschwand, dafür wurde eine Chaussee angelegt. Außerdem kaufte die Hofkammer weiteres Land in Brokenlande und Wiemersdorf. Nach der „Topographie“ von Oldekop betrug die Größe des Besitzes nun 1 001 ha, davon waren 645 ha Ackerfläche, 110 ha Wiesen und 22 ha Hölzungen. Der durchschnittliche Reinertrag je ha Ackerland wurde mit 4,17 Mark, je ha Wiesenland mit 15,30 Mark, je ha Hölzung mit 2,55 Mark angegeben (15).

Gleich nach der Übernahme des Gutes Hardebek begann die Gutsverwaltung die Ländereien noch mehr zusammenzulegen; das Ackerland und die Weiden wurden in 14 größere und drei kleinere Schläge aufgeteilt. Insgesamt wurde die Landwirtschaft rationalisiert. Man baute hauptsächlich Roggen, Hafer, Kleegras für den Eigenbedarf und Kartoffeln, die für den Verkauf bestimmt waren, an. Zugleich erfolgte eine intensive Wasserregulierung. Unter Leitung des Rieselmeisters Seewald begann man die Hardebek-Brokenlander-Au zu begradigen, 4 Stauwehre zu bauen und Riesel- und Stauwiesen anzulegen. Innerhalb von drei Jahren war dieses Vorhaben durchgeführt; der durchschnittliche Reinertrag von 15,90 Mark pro Hektar Wiesenland spricht für sich.

Nach Abschluss dieser Arbeiten fuhr man fort, die beträchtlichen Heideflächen, die am südöstlichen und nördlichen Rande Hardebeks brach lagen, umzubrechen und zu kultivieren. Vor rund einem halben Jahrhundert hatte Baumann schon mit diesen Arbeiten begonnen, jedoch ein durchschlagender Erfolg stellte sich erst am Anfang dieses Jahrhunderts ein; als man Dampfpflüge einsetzen konnte.

Im August des Jahres 1898 wurden in Hardebek die ersten 200 Remonten aufgestellt. Diese einjährigen Pferde waren auf den Pferdemärkten der näheren und ferneren Umgebung aufgekauft worden. Sie blieben ein Jahr am Orte stationiert, ehe sie jeweils im Juni des folgenden Jahres von einer Kommission von Offizieren gemustert und an das Heer ausgeliefert wurden. Der Tag der Auslieferung der Remonten war immer ein besonderes Ereignis für das Dorf, denn es erschienen etwa 200 Soldaten, um die Pferde in Empfang zu nehmen und um sie zur Bahnstation nach Brokstedt zu führen.

Die zum Heeresdienst untauglichen Pferde ergänzten jeweils den Bestand der 60 bis 70 Ackerpferde auf dem Hofe oder wurden in die Nachbardörfer verkauft. Die Anzahl der aufgestellten Remonten schwankte. In Friedenszeiten betrug sie etwa 400 Tiere; im Verlauf des l. Weltkrieges stieg die Anzahl sogar auf 800 bis 1000.

Zur Betreuung der Remonten waren 16 bis 20 uniformierte Remontewärter angestellt. Ein Oberremontewärter beaufsichtigte ihre Arbeit, ihm war der Futtermeister übergeordnet, der die Verantwortung für das Erziehen und das Gedeihen der Remonten trug. Dieses letztgenannte Amt übte Herr Eigner, ein ausgedienter Wachtmeister der Schwarzen Husaren, während der ganzen Remontezeit aus. Hinter dem großen Remontestall war eine Art Arena angelegt, in der die Remonten ihr Laufpensum zu absolvieren hatten. Das alles überwachte der Futtermeister.

Zur Bewirtschaftung des Gutsbetriebes waren 14 bis 16 Gespannführer‚

12 Tagelöhner und etwa 40 „Fremdarbeiter” angestellt; jede Gruppe besaß einen Vorarbeiter. Die sogenannten Fremdarbeiter kamen aus den umliegenden Dörfern Brokenlande‚ Hasenkrug und Armstedt, die täglich zwischen ihrem Wohnort und ihrer Arbeitsstätte in Hardebek pendelten.

Von April bis Oktober zog man noch etwa 50 ausländische oder andere fremde Landarbeiter aus den deutschen Ostgebieten heran, die sogenannten Saisonarbeiter. Die ausländischen Arbeiter waren durchweg Polen. Manche jener Arbeitskräfte reisten mit ihren Familien im Frühjahr an, die meisten kamen aber ohne Anhang. Sie wurden bei der Aussaat, beim Einbringen der Ernte und beim Dreschen eingesetzt und wohnten während dieser Zeit im „Saisonarbeiterhaus“.

Nach Ablauf der Saison fuhren sie wieder in Ihre Heimat zurück.

Verantwortlich für die Bestellung der Äcker war der Feldvogt, Herr Fock, für die Fütterung der Ackerpferde, die Lagerung oder den Abtransport der Ernteerträge der Scheunenvogt, Herr Weiß.

Die Administration des Remontedepots bestand entweder aus einem Oberamtmann oder Amtsrat und einem Gutssekretär; sie bewohnten das ehemalige Herrenhaus. Ihnen unterstanden der Gutsinspektor und der Rossarzt und natürlich alle anderen Bediensteten.

Alle ständig im Dorfe wohnenden Beamten und Arbeiter erhielten außer ihrem Gehalt oder Lohn ein Deputat‚ das nach ihrer sozialen Stellung abgestuft war. So war es der ersten Gruppe, dem Oberamtmann und dem Gutssekretär, gestattet, 4 Kühe frei zu halten. Der 2. Gruppe dem Rossarzt, dem Lehrer, den Vögten und den Handwerkern, war erlaubt, 2 Kühe frei zu halten. Die große Gruppe der Arbeiter durfte nur je eine Kuh frei halten. Außerdem erhielten die Arbeiter freie Wohnung und jährlich mehrere Reihen Kartoffeln zum Roden, 24 Zentner Korn, 6 rm Holz, 3 Fuder Torf, 1 Fuder Busch und freie Wohnung. Den Verwaltungsbeamten, dem Inspektor, dem Roßarzt und dem Lehrer standen freie Wohnung und Feuerung nach Bedarf zu. Die Fremdarbeiter und Saisonarbeiter erhielten 3 Mark Lohn pro Tag, aber kein Deputat. Gutssekretär war während der gesamten Remontezeit Herr Itzen.

Auf den ersten Leiter des Remontedepots, Oberamtmann Schroeck, folgte Oberamtmann Klein. Der letztgenannte ließ hinter dem Herrenhaus einen riesigen Park anlegen, von dem heute nur noch ein kümmerlicher, verwilderter Rest zu sehen ist.

Aus der Hardebeker Schulchronik ist ersichtlich, dass 1901, während der Amtszeit des Oberamtmannes Klein, der kombinierte Schuldistrikt der Dörfer Hardebek und Hasenkrug nach längeren Verhandlungen zwischen dem Kriegsministerium und der Königlichen Regierung zu Schleswig aufgelöst wurde, da nicht genügend Platz im Klassenraum für 59 Kinder vorhanden war. Die Hasenkruger Schulkinder besuchten daraufhin die Armstedter Schule. Ein Neubau des Hardebeker Schulgebäudes war bereits vorgesehen; da brannte am 10. Mai 1902 die alte Schulkate infolge eines Schornsteinbrandes völlig ab. Sie war 1841 auf dem jetzigen Schulgelände errichtet worden. Dem damals amtierenden Lehrer Koch wurden vonseiten des Oberamtmanns Klein große Schwierigkeiten bereitet, welche die schulischen Gegebenheiten und sein Privatleben betrafen. Er sah sich gezwungen, im Sommerhalbjahr Unterricht in einem nicht benutzten Teil des Kuhstalls zu erteilen, im Winterhalbjahr in einer Tagelöhnerwohnung, in der eine Zwischenwand entfernt wurde. Als Dienstwohnung wurde ihm zunächst eine bescheidene Tagelöhnerwohnung in Hasenkrug, auf seine Beschwerde an das Kriegsministerium eine ähnliche in Hardebek zugewiesen.

Der tägliche Schulweg bei Wind und Wetter war seiner Gesundheit abträglich, auch sollten ihm die bei dem Schulhausbrand vernichtete Feuerung für die Schule und seine Dienstwohnung nicht ersetzt werden.

Aus dem ungeheizten Schulraum erwuchsen ihm weitere schulische Schwierigkeiten, es fehlte laufend ein hoher Prozentsatz der Schüler. Dazu kam, dass der ungeteilte Unterricht (6.30 11.30 Uhr) eingeführt wurde, der auch zunächst Schwierigkeiten in Bezug auf die Anfertigung von Hausarbeiten mit sich brachte. Lehrer Koch gelang es schließlich, im November 1903 eine Versetzung in den Kreis Recklinghausen zu erwirken. Es fand sich zunächst kein Nachfolger für ihn, so dass der Unterricht von den Lehrern der Armstedter und Brokstedter Schulen mit erteilt wurde. Am

1. Dezember 1904 wurde die neue Schule, die im Stil der übrigen Remontebauten errichtet wurde, durch Pastor Zechlin aus Brokstedt eingeweiht. Die Hardebeker Schule soll damals die schönste ländliche Schule im Umkreis gewesen sein. Am

1. April 1904 wurde Lehrer Graf zunächst die kommissarische Verwaltung der Hardebeker Schule übertragen. Im selben Jahre wurde er mit großer Mehrheit gewählt und blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1932 in Hardebek. 1903 wurde auch Oberamtmam Klein versetzt.

An seine Stelle trat Amtsrat Jaekel, der das Remontedepot bis zum Ausbruch des

1. Weltkrieges leitete.

Das folgende Jahrzehnt war wohl die Blütezeit Hardebeks, wurde mir übereinstimmend in Gesprächen mit älteren hiesigen Einwohnern versichert. Tatsache ist, dass während der Amtszeit des Amtsrats Jaekel die Landstraße von Brokenlande nach Hasenkrug, die Landwege nach Wiemersdorf und zum Torfmoor sowie die Zufahrtswege zum Hofe gepflastert und viele Bäume an den Straßen und Wegen gepflanzt wurden. Da die Ernteerträge sich dank der intensiven Bewirtschaftung steigerten, so dass sie in den Scheunen nicht mehr untergebracht werden konnten, ließ Amtsrat Jaekel große Holzschuppen errichten, die verstreut in der Feldmark lagen und bis zu 800 Fuder Stroh bergen konnten. Solche Schuppen wurden auch auf dem Hof an Stelle der baufälligen Scheunen erbaut. Während der Blütezeit des Remontedepots wurden jährlich etwa 3 000 Fuder Korn und 1 200 Fuder Heu eingebracht. Die Erntearbeit wurde durch Anschaffung von Maschinen erleichtert; ein Selbstbinder und zwei Ablegemaschinen unterstützten die Arbeit von 50 Sensen beim Getreideschnitt.

Die gesamte Bewirtschaftung ging reibungslos vonstatten, da Amtsrat Jaekel sich besonders gut mit seinen Untergebenen verstand und sich auch dafür einsetzte, den hier beschäftigten Arbeitern einen angemessenen Lebensstandard zu ermöglichen; alles in allem herrschte während seiner Amtszeit ein angenehmes Betriebsklima. Auch das Verhältnis der Verwaltungsbeamten zur Schule besserte sich. Als Amtsrat Jaekel 1914 von Hardebek abberufen und auf eine Domäne nach Pommern versetzt wurde, waren weder er noch seine Hardebeker Mitarbeiter von dem Wechsel angetan.

Sein Nachfolger wurde Oberamtmann Aulich, der leider nicht den rechten Kontakt zu seinen Untergebenen finden konnte, so dass sich das auch nachteilig auf den gesamten Wirtschaftsablauf auswirkte.

Eine weitere Verschlechterung der Lage brachte dann der Ausbruch des

1. Weltkrieges mit sich, da auch viele Hardebeker eingezogen wurden. Die so im Personal entstehenden Lücken konnten vielfach nicht geschlossen werden. Gegen Ende des Krieges starb Oberamtmann Aulich und fand in dem Administrator Sönke einen Nachfolger. Noch einmal wurde das Remontedepot mit 200 Pferden belegt, doch diese blieben nur für kurze Zeit am Orte und wurden dann versteigert, da es keine Armee mehr gab. Die großen Ställe standen jetzt leer, die Arbeiter waren ohne Beschäftigung. Nun entstand die Frage, was aus dem Remontedepot werden sollte. Konnte das Gut erhalten bleiben, oder musste es aufgelöst werden?

Da starb 1921 der Administrator Sönke, und Amtsrat Jaekel kehrte noch einmal für kurze Zeit nach Hardebek zurück. Er wollte durch intensive Viehwirtschaft versuchen, das Gut zu erhalten, um den ansässigen Bauern ihre Existenz zu sichern. Jedoch am 1. November 1921 trat das Reichsschatzministerium, die Nachfolgerin des früheren Kriegsministeriums‚ von ihrem Pachtvertrag mit der Hofkammer zurück. Darauf entschied die Hofkammer, da der Ertrag der Landwirtschaft die Betriebskosten bei weitem nicht decken konnte, das Gut im selben Jahr an die Schleswig-Holsteinische Höfebank zu verkaufen.

 

4. Das heutige Siedlungsdorf

Nach Erwerb des ehemaligen Remontedepots Hardebek beschloss die Schleswig-Holsteinische Höfebank, den gesamten Besitz in größere, mittlere und kleinere Siedlungen aufzuteilen und zur Verpachtung auszuschreiben. Es wurden zunächst 15 mittelgroße Siedlungshöfe, 15 bis 30 Hektar groß, außerhalb des Dorfkerns errichtet, und zwar so, dass die dazugehörenden Ländereien zusammenhängend rund um das Bauernhaus lagen. Auch bei der Verteilung der Wiesen wurde die Lage der neuen Siedlungshöfe berücksichtigt. Etliche der Siedler fanden auf ihrem Land einen hölzernen Strohschuppen vor, den sie entweder zum Bauernhaus mit Wohn-und Stallteil umbauten und auch als Scheune verwandten. 9 dieser Siedlungen übernahmen von Polen vertriebene Bauern aus dem Warthegau, 4 Höfe übernahmen Schleswig-Holsteiner‚ 2 Höfe gebürtige Niedersachsen. Von diesen Siedlungshöfen haben bereits 5 den Besitzer gewechselt einer davon schon dreimal ein weiterer Hof ist verpachtet; die übrigen Höfe sind noch im Besitz der ersten Siedler oder deren Söhne.

Die Größe der meisten Besitzungen hat sich nur unwesentlich verändert. Das ehemalige Vorwerk, der Flotthof von 211 ha Größe, wurde von dem aus Niedersachsen stammenden Gutsbesitzer Gebhard Keuffel erworben und befindet sich noch heute im Familienbesitz. Der Hof ist für 20 Jahre verpachtet gewesen, da die Söhne des Besitzers im 2. Weltkrieg gefallen sind. Ende Februar des Jahres 1965 läuft der Pachtvertrag aus, dann übernimmt ein Enkel das Gut.

Drei weitere mittlere Höfe von 30 ha entstanden im Dorf selbst. Als Gebäude

dafür standen zwei Remonteställe zur Verfügung. Der größere der beiden Ställe wurde durchgeteilt und umgebaut, so dass für jeden der 3 Höfe Wohn- und Stallraum vorhanden war. Man kann dort heute noch an den Außenwänden die inzwischen zugemauerten Umrisse der ehemaligen großen Stalltore erkennen.

Auch bei diesen drei Höfen hatte man sich bemüht, die Ländereien weitgehend zusammenhängend zu lassen. Von diesen 3 Siedlern stammten zwei aus Schleswig-Holstein und einer aus dem Warthegau. Davon ist ein Hof inzwischen verkauft und ein anderer verpachtet worden; der dritte Hof ist noch im Besitz der Familie des Siedlers. Die Besitzer dieser drei Höfe haben inzwischen ihre Ländereien um 1 bis 5 ha erweitert. Ein verhältnismäßig geringer Teil der ehemaligen Arbeiter des Remontedepots; der Futtermeister, der Rieselmeister, der Feldvogt, der Schmied, der Stellmacher, ein Kutscher, drei Remontewärter und drei Tagelöhner war in der Lage, die Anzahlung für eine kleine bis mittlere Siedlerstelle zu leisten. Diese Siedlungen waren mit Ausnahme der Siedlerstelle des Futtermeisters, zu der nur 33 a Gartenland gehörten, 3 bis 12 ha groß.

Alle übrigen Arbeiter des Remontedepots sahen sich gezwungen, sich anderweitig nach Arbeit umzusehen. Diese bisherigen Arbeiter, die jetzt Siedler wurden, blieben in ihren ehemaligen Dienstwohnungen wohnen, bis auf den Kutscher, der das Saisonarbeiterhaus beziehen konnte. Alle mussten Stahl- und Scheunengebäude selbst bauen. Von diesen 12 kleineren Siedlungen sind 5 inzwischen verkauft worden, 7 sind noch im Familienbesitz.

Der Resthof von 215 ha blieb zunächst im Besitz der Höfebank, ehe er 1929 auch aufgesiedelt wurde. Dem Stammhof mit dem ehemaligen Herrenhaus wurden 80 ha belassen, er wurde von dem Landwirt Peter Siewers aus Kaköhl erworben. Daneben entstanden aus dem Areal des Resthofes weitere 7 Siedlungsstellen zwischen 15 und 25 ha. Zwei dieser Siedlungen wurden im westlichen Teil der Gemarkung neu erbaut, sie wurden von Landwirten aus Westpreußen bezogen. Zu einem weiteren Siedlerhaus wurde das ehemalige Kuhstallgebäude umgebaut, diesen Hof erhielt ein Landwirt aus Magdeburg. Aus den drei Arbeiterwohnungen und dem Vogthause am Heisterkamp entstanden die restlichen vier Siedlungsstellen, die von dem Scheunenvogt, einem Vorarbeiter, einem Tagelöhner und einem Fremdarbeiter erworben wurden. Von diesen 7 Siedlungsstellen, die1929 errichtet wurden, sind 5 noch im Familienbesitz, 2 Höfe sind inzwischen verkauft worden.

1929 gerieten zwei der 1922 in der Feldmark errichteten Siedlungshöfe von je 30 ha in finanzielle Schwierigkeiten, so dass die Siedler sich gezwungen sahen, Land zu verkaufen oder den Besitz aufzugeben. Daher einigten sich die Siedler mit der Höfebank, dass jeder Hof 9 ha Land abtrat. Daraus wurde eine weitere Siedlungsstelle geschaffen, die ein Bramstedter Landwirt erwarb und heute noch besitzt.

Aus dem Gut Hardebek von 1 001 ha waren also der Flotthof (211 ha), der so-genannte Hardebeker Hof (80 ha) und 38 kleinere und größere Siedlungen entstanden.

Der ehemalige Gutssekretär Itzen verblieb nach Auflösung des Remontedepots als Gutsvorstand in Hardebek und verwaltete den Resthof im Auftrag der Höfebank bis zum Abschluß der Aufsiedelung im Jahre 1929. In einem langwierigen Schriftwechsel mit der Höfebank, dem Finanzministerium und dem Grundsteuerausschuß in Bramstedt, in dem es um Stundung der Grundvermögensteuer für die ersten drei Jahre ging, erreichte er, dass die Grundvermögensteuer für 19 besonders finanzschwache Siedler bis zum 15. Februar 1924 gestundet wurde, da diese Siedler noch auf Hilfeleistungen seitens der Höfebank angewiesen waren. Diese Siedler wurden vom Resthof durch Bereitstellung von Ackergeräten und Gespannen unterstützt.

Der Gutsvorsteher Itzen veranlasste weiterhin durch einen Briefwechsel mit dem Landratsamt‚ nachdem die 1922 entstandenen Siedlungen im Grundbuch eingetragen und die öffentlich rechtlichen Verhältnisse geregelt waren, dass der Gutsbezirk 1928 in die Landgemeinde Hardebek umgewandelt wurde. Dadurch waren Gemeinderatswahlen erforderlich geworden. Es wurden in einer Versammlung von den Gemeindemitgliedern die Siedler Keuffel, Wiese, Gallmeyer, Behnke, Posky, Schwarzloh gewählt. Diese wiederum wählten den Gutsvorsteher Itzen als Gemeindevorsteher.

Herr Itzen amtierte bis 1934, dann wurde der Landwirt Karl Lindemann sein Nachfolger. Herr Lindemann wurde wiederum 1938 abgelöst, da Hardebek mit Armstedt und Hasenkrug zu einer Großgemeinde vereinigt wurde; Bürgermeister wurde der Landwirt Friedrich Heinz aus Armstedt.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Hardebek wieder eine Landgemeinde für sich, der erste Bürgermeister war der Arbeiter Gustav Holtorf, sein Nachfolger wurde der Stellmacher Karl Bruhse, der dieses Amt noch heute innehat.

Auch Hardebek wurde nach dem Krieg stark mit Flüchtlingen belegt, so dass sich die Einwohnerzahl verdoppelte. Diese Flüchtlinge wurden bei den Bauern untergebracht, auch die Schule wurde belegt, so daß der Unterricht erst 1946 aufgenommen werden konnte. Die Schülerzahl betrug 117, davon waren 65 Flüchtlingskinder und 53 hiesige. Ein Klassenraum war weiterhin von Flüchtlingen belegt, außerdem 2 Zimmer der Lehrerdienstwohnung. 1948 wurde Hardebek zweiklassig‚ trotzdem wurde Schichtunterricht erteilt, da der 2. Klassenraum noch nicht zu benutzen war. Im Laufe der nächsten Jahre verzogen die meisten Flüchtlinge, dadurch sank auch die Schülerzahl beträchtlich. Heute beträgt der Anteil der Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung nicht einmal 10%.

1950 wurde an die hiesige Gastwirtschaft eine Baracke angebaut, die zugleich als Turnhalle und Saal diente. Jedoch sie wurde nicht ordnungsgemäß instandgehalten, so dass sie heute als Turnhalle nicht mehr geeignet ist.

Im selben Jahr wurde das Ehrenmal für die Gefallenen beider Weltkriege eingeweiht.1952/53 teerte man die Verbindungsstraße zur Bundesstraße 4 nach Brokenlande, 1953 erfolgte die feierliche Freigabe für den Verkehr. Die Schülerzahl sank auf 47, daher wurde Hardebek wieder einklassig. Erst 1962 stieg sie wieder auf über 50, so dass Hardebek zweiklassig wurde und es bis heute ist (1965). 1963 hatte sich der Hardebeker Gemeinderat zu entscheiden, ob sich Hardebek an der geplanten Dörfergemeinschaftsschule in Brokstedt beteiligen wolle; er entschied sich dagegen.

Da die Stammbevölkerung Hardebeks erst 40 bis 70 Jahre in Hardebek ansässig ist, hat sich keine Tradition entwickeln können, dazu kommt, dass ein großer Teil der Höfe weit auseinander liegt. Es existierte hier zeitweilig eine Landjugendgruppe, heute gibt es nur noch die Feuerwehr und den Sportverein, der im vergangenen Jahr sein 40jähriges Bestehen feiern konnte, als gemeinschaftsfördernde Gruppen.

In der folgenden Darstellung stütze ich mich weitgehend auf Statistiken, die ich dem Buch „Mit der Flurbereinigung zur 6-Tage-Woche” entnommen habe (16). Der Straßenzustand in Hardebek ist im Vergleich zu anderen Dörfern hervorragend, auch die letzten entfernten Siedlerhöfe werden in diesem Jahr einen geteerten Zufahrtsweg erhalten. Der Tankwagen, den die Molkerei im vorigen Jahr einsetzte, befährt Hardebek überall auf Teerwegen, da es so gut wie keinen ungeteerten Weg mehr gibt. In diesem Jahr will sich der Gemeinderat mit dem Problem der Wasserbewirtschaftung befassen. Die Hardebek-Brokenlander Aue soll noch mehr begradigt werden, auch sind neue Staustufen geplant, um den sinkenden Grundwasserstand zu heben. Nach dem Verfall der alten Stauwehre erhofft man nun eine Steigerung der Erträge auf den Auenwiesen.

Das Problem der Flurbereinigung ist für viele Dörfer des Kreises Segeberg

dringend zu lösen, das gilt jedoch nicht für Hardebek; es ist auch kein Interesse an einer Flurbereinigung in der Gemeinde vorhanden. Schon bei der Aufsiedelung des Gutes nach der Auflösung des Remontedepots ist man nach modernen Gesichtspunkten verfahren. Die landwirtschaftlichen Betriebe besitzen relativ wenig Teilstücke‚ und diese sind durchschnittlich über 7 ha groß und rechteckig. Da der Wegezustand ist und die Gebäudeverhältnisse als zufriedenstellend bezeichnet werden können, auch die Entfernungen vom Hofgebäude zu den Wirtschaftsflächen nicht allzu groß sind, kann man die innere Verkehrslage Hardebeks als gut bezeichnen. Allerdings ist ein großer Teil der kleineren Betriebe aufstockungswillig‚ da die angestrebte selbstbewirtschaftete Betriebsgröße etwa bei 20 bis 24 ha liegt.

Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nach Größenklassen in Hardebek

(nach der letzten Untersuchung des Katasteramtes 1965):

100 – 200 ha

50 – 100 ha

20 – 50 ha

10 – 20 ha

5 – 10 ha

2 – 5 ha

insgesamt

1

1

16

14

3

1

36

Der allgemeine Trend zum Familienbetrieb trifft auch auf Hardebek zu; außer den beiden größeren Höfen beschäftigen nur 4 weitere Höfe familienfremde männliche Arbeitskräfte; weibliche Arbeitskräfte sind außer den Familienangehörigen gar nicht vorhanden. Dafür sind die Höfe durchweg stark mechanisiert, einen Trecker besitzen z. B. nur 3 Betriebe über 10 ha noch nicht, dafür ist die Anzahl der Pferde stark zurückgegangen.

Allgemein wird in Hardebek Hackfrucht- und Getreideanbau und Milchwirtschaft betrieben. Es gibt aber auch einige Betriebe, die sich stark spezialisiert haben, z. B. auf Saatzucht, Hähnchenzucht und Legehennen, und das mit gutem Erfolg.

Schwierig war, das mag abschließend gesagt werden, für die Hardebeker Bauern eh und je, mit den Bodenverhältnissen fertig zu werden, wie das im Besonderen am Beispiel des Hardebeker Resthofes deutlich wird. Von 1929 bis heute (1965) wechselte der Hof‚ 76 ha groß, siebenmal seinen Besitzer. Zurzeit ist der Hof verpachtet.

Literaturverzeichnis

1. Dr. Hans Riediger: Die Bevölkerung des urholsatischen Kirchspiels Bramstedt. Hamburg 1937

2. Dr. Hans Riediger: Bramstedter Stellenverzeichnis. 8. Lieferung Hamburg 1956

3. Beschreibungen des Amtes Segeberg in Statistischer, Kameralistischer Rücksicht, aufgearbeitet und gesammelt nach Charten, Original, Steuer, Registern‚ Amtsrechnungen. eingezogenen officiellen Nachrichten. Landesarchiv in Schleswig (LAS)

4. Aufteilungs- und Einkoppelungsakten, Abt. 110 B IX Nr. 221 LAS

5. Volkszählregister des Dorfes Hardebeck Kirchspiels Bramstedt zum Amte Segeberg vom 13. Februar 1803 LAS

6. Hans Hinrich Harbeck: Hardebeck die Wiege der Sippe Harbeck. Broschek-Verlag Hamburg o. Jg.

7. Hans Hinrich Harbeck: Chronik von Bramstedt. Broschek-Verlag Hamburg

8. Schulchronik der Volksschule Hardebek ab 1891

9. Kirchenakten bis 1868. Abt. Schulen einzelner Distrikte/Schulregulativ. LAS

10. Akten des Holsteinischen General-Superintendenten. Abt. 19, Nr. 512/7 und Nr. 495 LAS

11. Justizsachen. Abt. 110 B IX 3 Nr. 221 LAS

12.Verzeichnis der am 1. Februar 1860 vorhandenen Volkszahl im Jurisdictionsbezirk der Harde, des Kirchspiels Bramstedt‚ Amts Segeberg, Dorfschaft Hardebek LAS

13. Abschrift eines Kaufvertrages zwischen dem Gutsbesitzer von Oertzen und der Königlichen Hofkammer Berlin‚ 1897

14. Private Aufzeichnungen von Frau K. Graf in Brokstedt und Herrn ‚I. Fock in Hardebek

15. Topographie des Herzogtums Holstein einschließlich Kreis Herzogtum Fürstentum Lübeck von Henning Oldekop. Kiel 1908

16. Karl Denks; Mit der Flurbereinigung zur 6-Tage-Woche in der Landwitschaft, Vorplan Segeberg

17. Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg des Fürstenthums Lübeck und des Gebiets der freien und Hansestadt Hamburg und Lübeck, von Johannes Schröder und Hermann Biernatzky‚ 1855

18. Christian Degn: Die Herzogtümer im Gesamtstaat. Geschichte Schleswig-Holsteins. 6. Bd. 5. Lieferung. Wachholtz-Verlag Neumünster